Sind „Regionale Einstellungen“ zukünftig nur noch Papiertiger?


Der GÖPA-Test hat ausgedient.

Es folgt der von einigen so leicht despektierlich genannte „Raketentest“.
Der Ende der 90er Jahren installierte GÖPA-Test (Gemeinsame Örtliche Prüfung der Ausbildungsfähigkeit), also das standardisierte Testverfahren, das in Niedersachsen im Rahmen des Einstellungstests für den Polizeivollzugsdienst eingesetzt wird und lediglich 2006 aktualisiert wurde, hat ausgedient.


Die Ausschreibung für den neuen Test hat wohl das DLR (Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.) gewonnen.
So kommt wohl auch der interne Name „Raketentest“ zustande.
Mit Beginn der nächsten Testphase ab September 2025 für die Einstellungen 2026 wird sich das Auswahlverfahren wieder in vorzeitliche Abläufe einpassen und als 2-Tages-Veranstaltung an der Polizeiakademie erfolgen.
Das zuvor in den regionalen Einstellungskommissionen vor Ort, beispielhaft in Braunschweig, erfolgte strukturierte Interview wird an die PA verlegt. Das hier die Beteiligung der sogenannten Rater digital oder persönlich bei der PA erfolgt, kann nach meiner subjektiven Einschätzung nur mit dem Personalansatz der PA zu tun haben und ist diskussionswürdig.
Ein strukturiertes Interview als Online-Veranstaltung mag dem Betrachter schon suspekt vorkommen, aber tatsächlich stellt sich die Frage, welchen Aufgaben konkret den regionalen Einstellungssachbearbeitern noch zukommen sollen.


Nach unseren Informationen wird sich der Einstellungstest zukünftig so gestalten:


1. TESTTAG
Überprüfung der körperlichen Leistungsfähigkeit u.a. Kasten-Bumerang-Test Waffenhandhabung 3000m Lauf Computergestützter Eignungstest (DLR)


2. TESTTAG
Das strukturierte Interview


Abschließend wird es hoffentlich zeitnah die Polizeiärztliche Untersuchung geben.


Das aktuelle Problemfeld sind natürlich die unterschiedlichen Bewerbungslagen bei der Polizei. Während eine insgesamt sehr starke Industrieregion mit dem Top-Arbeitgeber VW für geringere Bewerberzahlen in Braunschweig im Vergleich zu Hannover, Oldenburg oder Osnabrück sorgt, sind andere Bereiche überproportional vertreten.
Was bringt tatsächlich eine auf dem Papier bestehende regionale Einstellung, wenn die einzustellenden Kolleginnen und Kollegen nach dem Prinzip der sogenannten Bestenauslese nicht aus Braunschweig kommen, sondern von der sogenannten Landesliste eingestellt werden.
Der ohnehin schon unfassbar hohe Anteil an versetzungswilligen Kollegen und Kolleginnen in Braunschweig, die verständlicherweise in ihre Heimat nach Oldenburg, Osnabrück oder Hannover zurückwollen, wird weiter erhöht.
Damit verlängert sich auch proportional nochmal die zu erwartende Standzeit in Braunschweig bis zur Versetzung.


Es muss nach unserer Einschätzung auch zukünftig eigene Einstellungslisten mit einer eigenen Punkt- und Rankingliste für Braunschweig geben, damit wir tatsächlich unsere regionalen Einstellungszahlen ausschöpfen können.


Christian Gleich